Passend zum Spielzeitmotto „Uferlos“ wird ab dem 2. Dezember 2023 die RMS Titanic vom Grund des Nordatlantiks gehoben und in Form des gleichnamigen preisgekrönten Broadway-Musicals von Maury Yeston (1997) auf die Bühne des Theaters Erfurt gebracht. Erzählt wird von den großen Träumen und Sorgen der Menschen an Bord des legendär verunglückten Ozeandampfers – thematisiert werden aber auch die katastrophalen Gefahren von uneingeschränktem Technikglauben und maßloser Gigantomanie.
Musical setzt auf wahre Geschichten
Ganz anders als der gleichnamige Spielfilm von James Cameron (1997) stellt das Musical keine fiktive Liebeshandlung ins Zentrum, sondern bringt die wahren Geschichten von Besatzungsmitgliedern und Passagieren auf die Bühne: Die (Mit-)Schuld von Kapitän, Besitzer und Erbauer, die sich anfänglich noch für ihre Errungenschaften feiern, wird hier ebenso thematisiert, wie auch die Vorahnungen von Heizer, Funker und Ausguck, deren Befürchtungen missachtet werden.
Drei Liebespaare sind nicht nur Repräsentanten der Passagiere der drei Klassen, sondern auch dreier Lebensabschnitte und Beziehungsstadien. In der dritten Klasse träumen die Emigranten von einem neuen, besseren Leben in Amerika. Reisende der zweiten Klasse hoffen, etwas vom Glanz der Reichen und Berühmten erheischen zu können. Und ebenjene Passagiere der ersten Klasse feiern die Möglichkeiten der sich ankündigenden „Neuen Zeit“ oder sorgen sich, nicht Schritt halten zu können.
Broadway-Feeling in Erfurt
Mit großer Liebe zum Detail und nachweisbar auf realen Ereignissen beruhend, thematisieren Peter Stone und Maury Yeston in ihrem Musical, das mit gleich fünf Tony-Awards ausgezeichnet wurde, menschliches Versagen, das fahrlässige und später feige oder apathische Verhalten der Verantwortlichen – andererseits aber auch die fürsorgliche und selbstlose Selbstaufopferung
vieler Menschen an Bord für andere. Maury Yestons groß orchestrierte Partitur changiert stilistisch zwischen Anklängen an (englische) Sinfonik und Operette, Pop, jazzigem Ragtime und traditionellem Broadway-Klang. Dabei beeindruckt das Musical mit seinen imposanten Chor- und Ensemblenummern, berührenden Balladen, dramatisch auskomponierten Szenen und flotten Tanznummern.
DAS erwartet die Zuschauer genau
Regisseur Stephan Witzlinger erzählt das Musical aus einem neuen Betrachtungswinkel und rollt die Geschichte des legendär verunglückten Ozeandampfers von hinten auf. In einer geschickt komprimierten, auf die wesentlichsten Figuren reduzierten Fassung wird „Titanic“ zu einem temporeichen, energiegeladenen und modern interpretierten Ensemblestück, in dem sich kammerspielartige Intimität und groß aufgezogene Showmomente ebenso abwechseln wie
Dramatik und humorvoll-leichte Augenblicke. Mit als vergrößerter Bordkapelle auf der Bühne platziertem Orchester und ungewohnter Perspektive verdeutlicht das Bühnenbild von Lena Scheerer die gigantischen Ausmaße des berühmten Ozeandampfers.
Fotos Lutz Edelhoff
Zugleich ermöglicht das raffinierte Raumkonzept maximale Nähe zum Zuschauer und wartet mit überraschenden Effekten auf. Ihre an historischen Details orientierten Kostüme tragen mit modischen Stilbrüchen und bewusster Dekonstruktion zum besonderen Charakter der Aufführung bei.
Choreografin Kerstin Ried mischt die tragische Geschichte mit erfrischend gewitzten Choreografien in zeitgenössisch modernem Look auf, die dem Musical außerordentlich viel Drive und eine unverkennbar heutige Ästhetik verleihen. Hochkarätig besetzt mit einem 17-köpfigen Solisten-Ensemble voll namhafter Musicaldarsteller, vier Tänzer, Chor und großem Orchester verspricht „Titanic“ am Theater Erfurt ein wahrhaft großer Musicalabend zu werden. Wir sind sehr gespannt. Die komplette Cast, alle Termine und Tickets lest ihr hier.