„Liebe stirbt nie“ ist die ambitionierte Fortsetzung des Musicalklassikers „Das Phantom der Oper“. Nachdem Stage Entertainment das Stück bereits im Herbst 2015 für knapp ein Jahr in Hamburg inszenierte, hat sich nun das Theater Magdeburg als erstes Stadttheater die Aufführungsrechte gesichert. Am 14. Juni feierte die Magdeburger Inszenierung auf dem Domplatz ihre mit Spannung erwartete Premiere.
Das Musical setzt zehn Jahre nach den dramatischen Ereignissen im Pariser Opernhaus ein. Das Phantom, seine große Liebe Christine Daaé und ihr Mann Raoul treffen sich überraschend in New York wieder, genauer gesagt im Vergnügungspark Coney Island. Christine soll noch einmal für das Phantom singen, das eigens dafür das Lied „Liebe stirbt nie“ komponiert hat. Die Handlung ist eine Mischung aus der Aufarbeitung der Geschehnisse aus dem ersten Teil und den Vorbereitungen auf Christines großen Auftritt.
Was kann die Magdeburger Inszenierung? Das Bühnenbild ist abstrakt gehalten und arbeitet überwiegend mit Schwarz-Weiß-Kontrasten, was im Vergleich zur farbenfrohen Hamburger Inszenierung zunächst ungewohnt wirkt. Diese Reduktion auf wenige Farben kann jedoch die magische Atmosphäre von Coney Island nicht vollständig transportieren. Die musikalische Begleitung durch die Magdeburger Philharmonie hingegen ist erstklassig. Die voluminösen und eindrucksvollen Melodien sind ein Genuss für Liebhaber groß besetzter Orchester, die in der Musicalwelt leider immer seltener zu finden sind.
Die Rolle des Phantoms wurde mit Patrick Stanke hervorragend besetzt. Er überzeugt mit authentischem Schauspiel, kraftvollem Gesang und beeindruckender Bühnenpräsenz. Interessant ist dabei die optische Darstellung des Phantoms: gealtert, mit langen Haaren und verschmutzter Maske. Martina Lechner als Christine bietet ebenfalls eine solide Leistung, auch wenn ihr Gesang bei der Premiere am Freitagabend während des Titelstücks „Liebe stirbt nie“ nicht zu ihren besten gehörte. Besonders wer das Musical bereits in der australischen oder Hamburger Fassung gesehen hat, wird möglicherweise die Gänsehaut vermisst haben. Dies könnte daran liegen, dass sie die Ballade beiläufig auf der Treppe ihrem Sohn Gustave vorsingt, was die emotionale Intensität etwas abschwächt.
Für ein Stadttheater haben die Magdeburger jedoch eine beeindruckende Leistung abgeliefert. Auch wenn die Inszenierung den Zuschauer nicht völlig in ihren Bann zieht, bietet sie doch unterhaltsame Stunden. Dass das Stück seine Herausforderungen hat, zeigt sich daran, dass es an anderen Spielorten wegen schleppender Ticketverkäufe schnell wieder abgesetzt wurde. In Magdeburg kennt man dieses Problem jedoch nicht: Alle 18 Vorstellungen bis zum 7. Juli 2024 sind restlos ausverkauft.
Fazit: Die Magdeburger Inszenierung von „Liebe stirbt nie“ ist ein mutiges und gelungenes Unterfangen, das trotz kleinerer Schwächen ein unterhaltsames Erlebnis bietet und die Zuschauer begeistert